کارل مارکس
Die Februarrevolution hatte die Armee aus Paris hinausgeworfen. Die Nationalgarde, d.h. die Bourgeoisie in ihren verschiedenen Abstufungen, bildete die einzige Macht.
Allein fühlte sie sich indes dem Proletariat nicht gewachsen. Überdem war sie gezwungen, wenngleich nach dem zähesten Widerstande, hundert verschiedene Hindernisse entgegenhaltend, allmählich und bruchweise ihre Reihen zu öffnen und bewaffnete Proletarier in dieselben eintreten zu lassen.
Es blieb also nur ein Ausweg übrig: einen Teil der Proletarier dem andren entgegenzustellen.
Zu diesem Zwecke bildete die provisorische Regierung 24 Bataillone Mobilgarden, jedes zu tausend Mann, aus jungen Leuten von 15 bis 20 Jahren.
Sie gehörten größtenteils demLumpenproletariat an, das in allen großen Städten eine vom industriellen Proletariat genau unterschiedende Masse bildet, ein Rekrutierplatz für Diebe und Verbrecher aller Art, von den Abfällen der Gesellschaft lebend, Leute ohne bestimmten Arbeitszweig, Herumtreiber, gens sans feu et sans aveu , verschieden nach dem Bildungsgrade der Nation, der sie angehören, nie den Lazzaronicharakter verleugnend;
in dem jugendlichen Alter, worin die provisorische Regierung sie rekrutierte, durchaus bestimmbar, der größten Heldentaten und der exaltiertesten Aufopferung fähig, wie der gemeinsten Banditenstreiche und der schmutzigsten Bestechlichkeit.
Die provisorische Regierung zahlte ihnen pro Tag 1 fr. 50 cts., d.h., sie erkaufte sie. Sie gab ihnen eine eigene Uniform, d.h., sie unterschied sie äußerlich von der Bluse. Zu Führern wurden ihnen teils Offiziere aus dem stehenden Heere zugeordnet, teils wählten sie selbst junge Bourgeoissöhne, deren Rodomontaden vom Tode fürs Vaterland und Hingebung für die Republik bestachen.
So stand dem Pariser Proletariat eine aus seiner eigenen Mitte gezogene Armee von 24.000 jugendlich kräftigen, tollkühnen Männern gegenüber. Es schrie der Mobilgarde auf ihren Zügen durch Paris Vivats! zu. Es erkannte in ihr seine Vorkämpfer auf den Barrikaden. Es betrachtete sie als die proletarische Garde im Gegensatze zur bürgerlichen Nationalgarde. Sein Irrtum war verzeihlich.
Neben der Mobilgarde beschloß die Regierung noch eine industrielle Arbeiterarmee um sich zu scharen. Hunderttausend durch die Krise und die Revolution auf das Pflaster geworfene Arbeiter einrollierte der Minister Marie in sogenannte Nationalateliers.
Unter diesem prunkenden Namen versteckte sich nichts anderes als die Verwendung der Arbeiter zu langweiligen, eintönigen, unproduktiven Erdarbeiten für einen Arbeitslohn von 23 Sous. Englische workhouses im Freien - weiter waren diese Nationalateliers nichts. In ihnen glaubte die provisorische Regierung eine zweite proletarische Armee <27> gegen die Arbeiter selbst gebildet zu haben. Diesmal irrte sich die Bourgeoisie in den Nationalateliers, wie sich die Arbeiter in der Nationalgarde irrten. Sie hatte eine Armee für die Emeute geschaffen.
Aber ein Zweck war erreicht. Nationalateliers - das war der Name der Volkswerkstätten, die Louis Blanc im Luxembourg predigte. Die Ateliers Maries, im direkten Gegensatze zum Luxembourg entworfen, boten durch die gemeinsame Firma den Anlaß zu einer Intrige der Irrungen, würdig der spanischen Bedientenkomödie.
Die provisorische Regierung selbst verbreitete unter der Hand das Gerücht, diese Nationalateliers seien die Erfindung Louis Blanc, und es schien dies um so glaublicher, als Louis Blanc, der Prophet der Nationalateliers, Mitglied der provisorischen Regierung war.
Und in der halb naiven, halb absichtlichen Verwechslung der Pariser Bourgeoisie, in der künstlich unterhaltenen Meinung Frankreichs, Europas waren jene workhouses die erste Verwirklichung des Sozialismus, der mit ihnen an den Pranger gestellt wurde.
Nicht durch ihren Inhalt, aber durch ihren Titel waren die Nationalateliers die verkörperte Protestation des Proletariats gegen die bürgerliche Industrie, den bürgerlichen Kredit und die bürgerliche Republik. Auf sie wälzte sich also der ganze Haß der Bourgeoisie.
In ihnen hatte sie zugleich den Punkt gefunden, worauf sie den Angriff richten konnte, sobald sie genug erstarkt war, offen mit der Februarrevolution zu brechen. Alles Unbehagen, aller Mißmut der Kleinbürger richtete sich gleichzeitig auf diese Nationalateliers, die gemeinsame Zielscheibe. Mit wahrem Grimme berechneten sie die Summen, welche die proletarischen Tagediebe verschlangen, während ihre eigene Lage täglich unerträglicher wurde.
Eine Staatspension für eine Scheinarbeit, das ist der Sozialismus! knurrten sie in sich hinein. Die Nationalateliers, die Deklamationen des Luxembourg, die Züge der Arbeiter durch Paris - in ihnen suchten sie den Grund ihrer Misere. Und niemand fanatisierte sich mehr gegen die angeblichen Machinationen der Kommunisten als der Kleinbürger, der rettungslos am Abgrunde des Bankerotts schwebte.
So waren im bevorstehenden Handgemenge zwischen Bourgeoisie und Proletariat alle Vorteile, alle entscheidenden Posten, alle Mittelschichten der Gesellschaft in den Händen der Bourgeoisie zur selben Zeit, als die Wellen der Februarrevolution über den ganzen Kontinent hoch zusammenschlugen und jede neue Post ein neues Revolutionsbulletin brachte, bald aus Italien, bald aus Deutschland, bald aus dem fernsten Südosten von Europa, und den allgemeinen Taumel des Volkes unterhielt, ihm beständiges Zeugnisse eines Sieges bringend, den es schon verwirkt hatte.
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