۱۳۸۹ آذر ۱۷, چهارشنبه


Schuschinak
1998

Teil 1

Schuschinak verlässt seine Heimat

Es war einmal vor sehr langer Zeit, als noch die Drachen und Feen das Recht hatten zu leben, ein Schreiner, der ungeheuer groß war. Er hatte ein breites Gesicht, einen üppigen Bart, der ihm bis zum Bauch reichte. Er hieß Meister Schuschinak.
Schuschinak rauchte wie ein Schlot, so dass er nie ohne Pfeife gesehen wurde. Schuschinak war nicht nur ein gewandter Tischler, sondern auch ein gescheiter begabter Künstler, der außergewöhnliche Holzfiguren formen konnte, Figuren, die kleine Tier - und Menschenformen in unterschiedlichen Haltungen darstellten. Überdies war er ein hervorragender Rezitator. Er rezitierte alte mythische Volksgesänge aus alten Zeiten. Ostad Schuschinak, so wie man ihn auf persisch nannte, Ostad auf persisch heißt Meister, führte ein ganz bescheidendes Leben in einer der Lehmhütten am Abhang eines Berges in der Nähe der Urwälder am Fluss Säpidrud im Norden des Landes namens Iran.

Eines Tages... So fangen nun alle Geschichten der Welt an, nimmt unsere auch nicht aus, tobte den ganzen Tag ein kräftiges Gewitter über Land und Stadt. Ostad Schuschinak müde und völlig erschöpft kam spät nach Hause. Trotz der Erschöpfung von der langen Arbeit des Tages brannte das Licht seiner Hütte für eine längere Zeit bis über die Nacht hinaus weiter und setze ein Zeichen, dass Schuschinak genug mit sich beschäftigt war, um nicht sofort schlafen zu können. Das war aber seltsam. Seltsamer als diese seltsame Nacht hat sich dennoch nachher ergeben: eine große dunkle Gestalt hätte den Weg in Richtung des Horizonts eingeschlagen, hat man später herumgesprochen, die so aussähe wie Ostad. Man hat eigentlich von seiner da so leer stehenden Lehmhütte so ausgegangen, als wäre jenes riesig große Ungeheuer am Morgenhimmel der Schuschinak gewesen. Das ist allerdings nur eine Theorie, die nie bewiesen wurde. Trotzdem ereiferte man sich längst danach zu erzählen, er sei tanzend und siegend aus der Finsternis der Welt ins Licht der Überwelt übergangen und habe somit seine weltliche Reise vollendet. Er habe sich ins Feuer des Morgenrots umgewandelt und sei für Ewigkeit entschwunden.

Eine seltsame Menschengeschichte ist die Geschichte von Schuschinak. Sie ist bestimmt von den Gnostikern des Orients erfunden oder modifiziert wurde. Auf Grunde dessen kommt mir so vor als würde sie von jener breiten Masse des Orients erfunden, die sich in dieser Art und Weise in den Märchen und Legenden der Gnostiker zu verewigen versucht. Wenn diese Sicht der Sache richtig wäre, dann ist klug, das was ich hier erzähle, nur als eine Volkserzählung wie die Anderen anzunehmen. Dann ist diese Frage auch berechtigt zu stellen, was uns dieses Volk damit sagen will? Was ist seine Botschaft? Um das Problem zu lösen, müssen wir mit der Geschichte analysierend umgehen. Oder besser gesagt, wir müssen diese Frage beantworten, was die Anlässe für Schuschinak gewesen waren, seine Heimat heimlich zu verlassen? Ich werde hier zuerst diese Frage beantworten und weiter unten versuche ich dann die Geschichte von Schuschinak genauso weiter zu erzählen, sowie sie dereinst überliefert wurde, das heißt umfassend und ohne Modifikation.

Aber um die Frage zu beantworten, müssen wir das beachten, dass es zwei Gruppen von Gelehrten sogenannten Olemas gibt, die uns die Legende von Schuschinak in ihrer Art in der Form von Hadith überliefern. Die erste Gruppe meint: Schuschinak habe in jener Morgendämmerung der Geschichte wegen der Staatsgewalt sein Heimatland verlassen. Es sei nicht freiwillig gewesen, sondern er würde dazu gezwungen, sein Land für immer ins Exil zu verlassen. In der Form vom Hadith ist die Rede von einer Verbannung des Ostades. Diese Olemas desweiteren erzählen, Schuschinak sei ein Dorn im Auge des Statthalters gewesen. Er sei tatsächlich einer der unzähligen Elementen der Gemeinde der Religion gewesen, die allenthalben auf der Erde nach Verwirklichung Ideen ihrer Gemeinde streben. Sie meinen weil der Statthalter gegen die Gemeinde der Religion gewesen sei, habe ihn verbannt. Sie beziehen die Geschichte auf die alte Geschichte des Konfliktes zwischen der Gemeinde des Gottes und dem Staat.

Die zweite Gruppe von Olemas überliefern das Hadith von Schuschinak grundsätzlich ähnlich wie die Erste aber nur in anderer Form. Ihnen zufolge habe Schuschinak freiwillig seine schöne Stadt verlassen. Er sei einer von Eremiten und Mönchen gewesen, die aus dem Grund der Weltablehnung von der eigenen Gesellschaft sich entfernen und irgendwohin in Urwäldern zurückziehen.

Für unsere Geschichte macht es keinen großen Unterschied, zu wissen, ob Schuschinak dies oder jenes gewesen, weil so oder so können wir fest stellen, dass so ein Mensch wie Schuschinak ständig dem Staat und eigener Gesellschaft entgegen tritt.

Die Geschichte von Schuschinak ist eigentlich nicht nur wegen der Mysteriösität ihrer Wurzelverlust interessant, sondern auch im Bezug auf ihr Ende und eine neue Wurzel zu bekommen. Denn die Kuriosität der Geschichte kommt dann empor, wenn wir wissen, dass man meint, dass er obwohl seine Stadt verlassen habe, aber in eine neue Stadt nie angekommen sei. Er wurde sozial entwurzelt, ohne neue soziale Umgebung zu bekommen. Eine Seite ist die Geschichte von Schuschinak eine Geschichte der erfolgreichen Immigration und auf der anderen Seite ist sie eine Geschichte der erfolglosen Assimilation.

Ich erinnere mich, einst auf meiner Weltreise habe ich einen Greis begegnet, der mir viel von Schuschinak zu erzählen hatte. Ich wunderte mich im ersten Augenblick , dass er ihn so gut kannte. Er meinte, Schuschinak sei allenthalben gewesen, nichtsdestoweniger fühlte er sich irgendwo wie Zuhause. Er ist überall fremd geblieben. Die soziale Entfremdung der breiten Schichten des Volkes, die außerhalb der herrschenden Sozialordnung unbefugt und fremd sich durchschlagen, ist die Geschichte von Schuschinak. Von daher auch ist die Geschichte von ihm in der Verbindung mit dem Namen des Volkes, als wäre sie von ihm erfunden worden. Die Sklaven, Leibeigenen und Arbeiter seien in ihrer Beziehung zu der führenden Gesellschaft sowie ein eingespanntes Zugtier zu seiner Kutsche, in der jeweils die Herren sitzen und als die Köpfe die Zugtier führen. Dieser Packesel namentlich der Arbeiter zeigt seine Zusammengehörigkeit zu seinem Führer und Kopf nur insofern, dass die beide jedes Mal gemeinschaftlich ein ganzes Gebilde hervorrufen, dessen Funktion in der Erhaltung der Polarität liegt. Wie gesagt sei die Geschichte von Schuschinak in dem Sinne nur ein in der Form eines Märchens illustriertes Roman der sozialen Entfremdung der Masse.

Ein Mann groß, mutig und stark
Sein Name gewesen Schuschinak
Kam er endlich zu einem Stadttor
Da brüllte aber der Hütter vom Tor
Es war heiß, unangenehm, ihm wurde schwindlig
Ihm war dennoch der Torhüter keinerlei freundlich
Er prügelte ihn, warf ihn schließlich raus
Großmann, wurde demütig elend wie eine Maus